Mittwoch, 9.5.2018
Dieses lange Wochenende soll zwar nicht so schön und warm werden wie die Tage vorher, aber zumindest ist nicht permanent Regen angesagt – Donnerstag schon, aber dann soll es auch wieder besser werden. Wir fahren – teils geplant, teils weil doch noch viel zu regeln ist – erst gegen 21 Uhr Richtung Tergreft und sind komplett ohne Stau und Stress kurz nach Mitternacht am Boot. Das Auto will ich diesmal mit nach Burdaard nehmen, so packen wir nicht alles gleich aus. An Bord ist soweit alles ok – bis Karen auf einmal bemerkt, dass die Abdeckung im Kajütenboden, unter der sich Stauraum für Schrauben und Werkzeug befindet, sich ganz erheblich verzogen hat – sieht richtig rund aus. Ich nehme die Abdeckung hoch – und schaue in das leibhaftige Grauen. Brackwasser steht bis knapp unter dem Kajütenboden, alles Werkzeug und alle Schraubenkisten sind geflutet. Da überfällt mich erst mal ein wenig Panik, ein Leck im Boot können wir ja nun gar nicht gebrauchen. Und bei einer derartigen Wassermenge ist ja mit dem Schlimmsten zu rechnen. Wir decken erst mal den Boden in Kajüte und Kombüse ab und füllen das Brackwasser in Eimer, um es über das Spülbecken zu entleeren. 8 Eimer Wasser sind es und es sickert weiters Wasser nach. Nachdem wir das Werkzeug und die Schrauben erst mal notdürftig gesichert haben, legen wir uns gegen 2 Uhr erst mal aufs Ohr. Hinten in der Bilge ist wohl auch noch mit Wasser zu rechnen, aber das muss bis zum Morgen warten.
Donnerstag, 10.05.2018 In der Nacht regnet es, man muss sagen zum Glück, da nun die Ursache für den Wassereinbruch sichtbar wird. Als ich die Klappe zum Bunker öffne, steht die Rinne voll Wasser, unterhalb ist alles nass im Bunker. Das Abflussrohr der Rinne ist verstopft und das Regenwasser, das sich vom ganzen Boot hinten sammelt, läuft nun in den Bunker. Es hatte vorher sicher eine ganze Woche nicht geregnet, also war am Abend die Rinne leer und der Bunker trocken. Ohne den Regen hätten wir gewiss lange nach der Ursache forschen müssen!
Ich fahre mit dem Boot nach Burdaard, Karen nimmt das Auto, und dann ist im Hafen trockenlegen angesagt. Der Motor liegt tief im Wasser, doch zum Glück erreicht auch hier der Wasserpegel nicht den Holzboden; wenn die Bilge voll ist, läuft das Wasser nach vorne, wo wir es in der Nacht gesehen haben. Wir können nach einigem Basteln das Wasser mit der Handpumpe entfernen, das restliche ölige Bilgenwasser müssen wir aufnehmen und entsorgen. Von dem im Bunker lagernden Holz ist etliches angeschimmelt und muss ebenfalls entsorgt werden, doch im großen und ganzen ist der Flurschaden überschaubar. Mit einer Unmenge Tüchern und Papier wird das Boot wieder trockengerieben, es regnet zum Glück auch nicht mehr. Kompliziert wird es an der Trennstelle zwischen Motorraum und Steuerraum – der Boden ist dort unterhalb der Tanks mit Kissen vollgestopft für eine akustische Dämpfung des Motors. Die sind natürlich alle nass. Herausholen kann ich die aber nur, nachdem ich die Druckwasserpumpe entfernt habe und dafür muss ich den Wassertank leeren. Ärgerlich – hier fehlt ein Absperrventil. Aber irgendwann sind auch die Kissen raus und trocknen an Land in der Sonne.
Zwischenzeitlich kommt Simone vorbei, um unser Elend zu bestaunen. Am Nachmittag gehen wir mal rüber auf eine Pause. Auf dem Weg versuche ich im kleinen Baumarkt einen kleinen Kugelhahn zu kaufen – ich habe nur einen viel zu großen 1-Zoll-Hahn. Aber der Baumarkt ist geschlossen, wie sich rausstellt ist in Friesland ebenfalls Feiertag. Für einen Ausflug nach Dokkum, wo der Baumarkt wohl geöffnet hat, ist es aber mittlerweile zu spät. Bei Frans staube ich einen halbzölligen Kugelhahn ab, der gut an den Wassertank passt. Nun können wir bei Reparaturarbeiten in Zukunft wenigstens das Wasser im Tank lassen.
Heute wird das Boot mal nicht bewegt, wir sind froh, glimpflich davon gekommen zu sein und die Nacht ist ruhig und trocken…, aber kalt und wir genießen den Luxus der Heizung im Boot.
Freitag, 11.05.2018 Früh am Morgen – gerade hat das Teewasser im Kessel geflötet – schmeißt uns Jan, der Müller und Hafenmeister aus dem Bett. Am Abend zuvor haben wir uns verpasst und so will er die Liegegebühr kassieren. Er erzählt, dass heute Elf-Steden-Wandertag ist. Es werden wohl reichlich Wanderer vorbei kommen. Und richtig. Ganze Heerscharen Rentner, auch Gruppen von Polizisten oder Soldaten defilieren an Paromato vorbei. Unglaublich, wieviele Menschen sich an einem ganz normalen Werktag Zeit für diese Wanderung nehmen.
Die Kissen sind noch nicht wirklich zu 100% trocken, aber es reicht. Ich kann alles wieder montieren, die Pumpe wieder in Betrieb nehmen und den Boden wieder hinlegen. Auch die gebogene Klappe nehme ich mir vor und leime und schraube eine Holzleiste unten drunter, die der Klappe wieder auf eine grade Linie hilft. Heute wollen wir wenigstens ein wenig fahren und besuchen mal Ilona, die neue Wirtin der Koffie und Teeschenkerei in Bartlehiem auf einen Capuccino und eine warme Chocomel. Klaus und Simone fahren mit dem Rad. Ich glaube und hoffe, das Cafe wird mit neuen Besitzern und neuem Charme seinen Platz an der Dokkumer Ee behaupten. Am Abend gibt’s gemeinsam was auf die Gabel und in der hereinbrechenden Nacht fahren die Ruderer die Dokkumer Ee nach Dokkum und wieder zurück. Vorher tauscht Jan auf der Straße vor dem Haus seine Stoßstange am Mercedes-Transporter. Er hat ein anderes Auto gerammt und dabei zu Schrott gefahren – bei ihm hat nur dei Stoßstange gelitten. Danach schauen wir uns gemeinsam mit den Nachbarn das Schauspiel der Ruderer an, alles 2-er mit Steuermann, die aus allen möglichen Ländern kommen. Die Bootsbesatzungen wechseln unterwegs mehrfach – auch hier in Burdaard halten viele an um zu wechseln. Eine schöne und gemütliche Situation, könnte bischen wärmer sein…
Samstag, 12.05.2018
Wir sind wieder spät in den Tag gestartet. Aber immerhin regele ich noch die Nummer mit dem Holzboden in der Kombüse. Der muss nun doch fest verschraubt werden, da er sich auseinanderschiebt. Das ist sicher nicht die beste Lösung, aber ich kann damit leben. Mit Klaus und Simone haben wir wenig verabredet – aber auch Simone will wie wir nach Leeuwarden, allerdings mit dem Rad. Als wir dann gegen Mittag aufbrechen und in Bartlehiem Halt machen, treffen wir uns per Zufall dort. Ich habe Simones SMS geflissentlich ignoriert, aber so war es schön, dass uns der Zufall geholfen hat. Simone ist schon auf dem Rückweg, Klaus kommt aus Burdaard. Wir sind dann weiter nach Leeuwarden gefahren und endlos durch die Stadt gelaufen – auch durch Viertel, die uns bislang verborgen geblieben sind. Auf der Rückfahrt nehmen wir die Route Bonkefahrt, bleiben auf dem Weg nach Bartlehiem aber in Altsjerk an der Selbstbedienungsbrücke hängen. Just als wir anlegen schaltet sie auf Feierabend. So bleiben wir im Altsjerker Hafen, rufen den Hafenmeister an und haben für 10 Euro einen schönen Liegeplatz – hier kann man gewiss auch komfortabel dauerhaft liegen – Dusche, Wasser, Strom, dazu recht ruhig. Und der Jahrespreis ist auch hier überschaubar. Wir nehmen noch einen Absacker im Altsjerker Cafe und gehen dann zeitig schlafen.
Sonntag, 13.05.2018
Sonntag morgen funktioniert die Brücke wieder ab 9, aber wir vertrödeln ein wenig den Tag und fahren, da wir das Auto noch holen müssen, durch bis Burdaard. Ich setze Karen dort ab und fahre direkt zurück bis Tergreft, wo ich kurz nach zwei eintreffe. Nun ist ausräumen angesagt und zwar komplett, da ich den Boden ölen möchte – die Eiche ist doch sehr empfindlich bei Wasserflecken und -spritzern. Um halb 5 ist dann alles geschafft und wir verlassen das Boot, das uns nächstes Mal hoffentlich nicht mit einer neuen Überraschung empfängt.